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DHH841 > DCBO     15.02.10 01:24l 167 Lines 9987 Bytes #999 (360) @ BAY
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Subj: Funkfachjournalist Horst Garbe zur 12 Watt SSB Diskussion
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(14.02.10) Funkfachjournalist Horst Garbe zur 12 Watt SSB Diskussion  

Auch Funkfachjournalist Horst Garbe hat sich die Diskussion um das Thema 12
Watt auf SSB genau angeschaut. Seinen Kommentar möchten wir an dieser Stelle
auf keinen Fall vorenthalten.

--
Nachfolgend der Kommentar von Horst Garbe, dem seit 1975 aktiven CB-Funker und
Funkfachjournalisten, zum Thema 12 Watt SSB, veröffentlicht auf seiner
Web-Seite http://www.horst-garbe.de
--

Dem Fortschritt in Deutschland keine Chance – bloß kein 12 Watt SSB!?
Ein Kommentar von Horst Garbe

Einseitenbandmodulation war die technische Revolution in der Sprachübertragung
per Funk, die bis dahin nur per Amplitudenmodulation stattfand. Bereits in den
dreißiger Jahren entwickelt erreichte SSB (Single Side Band), der
Einseitenbandfunk mit unterdrücktem Träger, in den sechziger Jahren seinen
Siegeszug durch den kommerziellen Funk (See- und Flugfunk) über den Amateurfunk
bis hin zum zunächst nur amerikanischen CB-Funk. Die Vorteile sind eine
effizientere Leistungsausbeute und vor allem die weitaus geringere zu belegende
Bandbreite des Sendesignals gegenüber AM oder der sehr breitbandigen
Frequenzmodulation (FM). Erst im Jahre 2002 (!) durften deutsche CB-Funker am
Fortschritt teilhaben und mit dem hierzulande auf 4 Watt gestutzten SSB
arbeiten. Der Weltstandard liegt indes bei 12 Watt – und die sollen jetzt
endlich auch in Deutschland und Europa kommen. "Prima!" möchte man meinen, doch
eine mehr als seltsame Diskussion um die 12 Watt hat die CB-Funk-Welt ereilt.

Zahlreiche deutsche CB-Funk-Institutionen, wie die "Arbeitsgemeinschaft Funk"
(AFD) oder die "Deutsche CB-Funk-Organisation" (DCBO) haben sich für den
technischen Fortschritt ausgesprochen und befürworten die 12 Watt Regelung.
Andere Institutionen, so der Deutsche Arbeitskreis für CB- und Notfunk"
(DAKfCBNF) hinterfragen den Sinn einer Leistungserhöhung. So heißt es unter
anderem, dass die Befürwortung der Leistungserhöhung im Vordergrund stehe,
"jedoch jede Beeinflussung durch elektromagnetische Wellen in diesem
Frequenzbereich auf sicherheitsrelevante Geräte minimiert werden solle. Es
sollte daher geprüft werden, ob eine Leistungserhöhung im europäischen Raum
sinnvoll ist". Franz Ahne stellt zudem als Grund für die Leistungserhöhung die
größere erzielbare Reichweite bei LKW-Fahrern heraus (woher auch immer diese
Ansicht stammt), um in einem Atemzug die Realität zu nennen: LKW-Fahrer funken
nämlich vorwiegend in FM und AM. Tatsache aber ist, dass es schon seit
Jahrzehnten in den USA die lang erprobte 12 Watt-CB-Funktechnik gibt – also
nichts Neues ist. In Deutschland müssen aber die Geräte von den Herstellern
beziehungsweise ihrem deutschen Vertrieb auf die deutsche Norm zurückgebaut
werden. Letztendlich Kosten, die der Verbraucher, also Gerätekäufer, tragen
muss! Nun mag man mitunter zu Recht argumentieren, dass CB-Funkgeräte im
Vergleich mit Amateurfunkgeräten nicht immer die Hochwertigsten sind und daher
bei den Endstufen auf aufwändige Oberwellenfilter verzichtet wird. Andererseits
ist die Technik auch im CB-Funk nicht stehen geblieben und moderne Funkgeräte
sollten die meist für Störungen verantwortlichen Oberwellen durch entsprechende
Filter in Ihre Schranken verweisen. 

Der Ehrenvorsitzende des DAKfCBNF, Franz Ahne, sieht sich aus seiner
beruflichen Position als Fahrlehrer dazu veranlasst, auf gravierende
Gefährdungen des Straßenverkehrs durch eine Leistungserhöhung und SSB zu
verweisen. Zum Einen könnten die 12 Watt die Bordelektronik stören, zum Anderen
die "aufwändigere" Bedienung bei SSB (Clarifier) den Autofahrer von seinem
fahrerischen Tun ablenken. (Bei der derzeitigen Regelung von vier Watt stellt
dies seltsamerweise kein Problem dar.) Daher, so Ahne gegenüber der
entsprechenden CEPT-Arbeitsgruppe, sollte diese dem Unterfangen der 12 Watt
nicht zustimmen. Er stimmt damit gegen seinen eigenen Verband! Dieser hatte in
seiner Stellungnahme darauf hingewiesen dass die Befürwortung für die
Leistungserhöhung von vier auf 12 Watt in der Betriebsart SSB im Vordergrund
steht. Ob nach dieser Logik nun auch Navigationsgeräte, Autoradios, mobile
Telefone und anderes mehr aus Fahrzeugen verbannt werden? Und das in den USA
die meisten Verkehrsunfälle wegen unaufmerksamer mobiler CB-Funker stattfinden,
davon ist zumindest mir nichts bekannt! 

Die "Deutsche Funkallianz" (DFA) informiert in einer mehrseitigen
Stellungsnahme durch Mathias Czaya unter dem Titel "Einwände gegen die Erhöhung
der CB-Funk-Leistung auf 12 Watt". Interessanterweise wird in einem auf der
DFA-Webseite veröffentlichten Tondokument genau das Gegenteil behauptet: Die
DFA habe sich nie gegen eine Leistungserhöhung in SSB ausgesprochen, vielmehr
habe man nur auf die Störproblematik verwiesen, sich jedoch nicht gegen die 12
Watt gestellt. Gleichzeitig spricht die DFA in ihrer Stellungsnahme davon, dass
das europäische Normungsinstitut ETSI die Ungefährlichkeit von CB-Funkgeräten
mit 12 Watt SSB und die Vereinbarkeit mit Haushaltselektronik nachweisen solle.
Interessanterweise macht sich die DFA hier die Wortwahl der Mobilfunkgegner zu
eigen und suggeriert "Gefährlichkeit" des CB-Funks. So kann man den ohnehin in
Deutschland nicht mehr so hell leuchtende Stern des CB-Funks natürlich ganz zum
Erlöschen bringen. Denn eine Antennengenehmigung erhält wohl kaum jemand, der
"gefährlichen Funk" betreibt. Ist es das, was die DFA in Ihrer Internetpräsenz
meint: "DFA - Für alle, die dem CB-Funk neue Impulse geben wollen..."

Als Hauptkritikpunkte gegen die 12 Watt Sendeleistung werden elektromagnetische
Störungen angegeben, wie angeblich störbare per Funk betriebene
Baustellenampeln, elektronische Geräte im Haushalt, Fernsehempfang im Band I,
Videogeräte und Fernsehdekoder und anderes mehr. Auch ich muss ehrlicherweise
eingestehen, dass es in Ausnahmefällen zu Störungen kommen kann – keineswegs
aber muss, wie einem von den Kritikern suggeriert wird. Ich bin der Auffassung,
dass der Funkmessdienst keinesfalls alle paar Tage wegen des Einsatzes gegen 12
Watt Störungen Massenrechnungen gegen CB-Funker ausstellen wird. Meiner Meinung
nach erfolgt hier eine absolute Überbewertung der 12 Watt-Einführung, die aber
mehr zum Schaden des Rufes des CB-Funks, als zum Positiven gereicht. Denn eines
ist klar, kommt es in einem Härtefall wirklich mal zu Störungen, wird der
Betroffene mit Freuden darauf hinweisen, dass ja die CB-Funker sich selbst
schon für die Störungen von vorne herein als schuldig erklärt haben und nicht
etwa mangelnde Abschirmmaßnahmen der Unterhaltungs- und Computerindustrie die
Schuld geben. 

Die meisten CB-Funker betreiben ihre Funkanlagen mobil oder an Hochantennen. In
beiden Fällen geht die Sendeleistung meist ausreichend entfernt von möglichen
zu störenden Geräten vorbei beziehungsweise erreicht an den Geräten minimale
Feldstärken. Natürlich kann es in Ausnahmen zu Härtefällen kommen, bei denen
sich Störer und Gestörter entgegenkommen sollten. Dabei weis Mathias Czaya als
Funkamateur, dass man allein schon mit Ferritkernen sowohl bei
Lautsprecherzuleitungen als auch bei Computerkabeln (sofern sie nicht ohnehin
schon mit Klappferriten versehen sind) schnell Abhilfe schaffen kann. Auch das
durch die dritte Oberwelle der CB-Funkgeräte so problematische Fernsehband I
spielt kaum eine Rolle mehr, da im Rahmen der bundesweiten Digitalisierung des
terrestrischen Fernsehens auf den für uns CB-Funker so risikoreichen Frequenzen
nicht mehr gesendet wird. Letztendlich werden sich in Härtefällen die Störungen
auf sogenannte Direkteinstrahlungen in das gestörte Gerät beziehen, da Kabel-
und Satellitenfernsehempfang Störungen eher entgegenwirken als umgekehrt. 

Auch wird auf die Power-Line-Communication (PLC) Problematik verwiesen. Hier
ist mein Standpunkt klar, die Kurzwelle wird von PLC gestört (siehe als
dramatisches Beispiel den Raum Mannheim), weshalb ich schon vor Jahren den
CB-Funkverbänden nahegelegt hatte, sich mit der Kurzwellenradiovereinigung ADDX
und dem Deutschen Amateurradio Club (DARC) zusammenzutun, um gemeinsam gegen
PLC vorzugehen. Denn nicht wir stören PLC – PLC stört uns! Offensichtlich
scheint diese Problematik aber die CB-Funkverbände kaum zu interessieren. 

Abschließend sei zu bedenken: Die USA betreiben 12 Watt SSB seit Jahrzehnten,
das Land wurde keineswegs in ein elektromagnetisches Chaos gestürzt. Polemisch
ausgedrückt: Kein Computer ließ Raketen unkontrolliert starten oder
Spaceshuttles im Acker landen. Und nicht anders bei den 350.000 Funkamateuren
in Europa, davon rund 75.000 in Deutschland, die immerhin im Durchschnitt mit
100 Watt (!) in SSB senden. Wenn also die Problematik der elektromagnetischen
Verträglichkeit wirklich so groß wäre, wie bei den 12-Watt-Kritikern
hochgespielt, dann müsste es schon längst zehntausende Prozesse bei den
Funkamateuren gegeben haben und Deutschland langsam aber sicher dem Tod des
privaten Funks entgegensiechen. Will man der Diskussion trotz aller
Widrigkeiten etwas Positives abgewinnen, dann kann es nur das sein, dass die
CB-Funk-Gerätehersteller in ihren Senderausgangsstufen hochwertige
Entstörfilter als Oberwellenbremse installieren und man die Unterhaltungs- und
Computerindustrie in ihre Verantwortung einer ordentlichen Abschirmung ihrer
Anlagen nimmt. Keinesfalls aber kann die Ablehnung von 12 Watt SSB im
Vordergrund stehen – weil andere nicht ihre Hausaufgaben gemacht haben!

Horst Garbe, DFI 363

--
In Bezug auf die Aussage von Horst Garbe zum Thema PLC, möchte die DCBO auf
folgenden beitrag hinweisen:
http://www.dcbo.net/php/readarticle.php?article_id=291
--

Eine Übernahme dieses Kommentares ist nur in unveränderter und vollständiger
Ausführung zulässig 

Beitrag geschrieben von Geschaeftsstelle am 14.02.2010 

--

Quelle: http://www.dcbo.net/php/readarticle.php?article_id=521

  * Mit freundlicher Genehmigung der DCBO ins CB Packet-Radio übernommen *

73 de Hans!

 
 


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