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(c) AGZ e.V. 2001-2011 DL: HamRadio 2day 363-2011
6. Februar 2011
Autoren:
Michael, DG2KAR
Ralph, DC5JQ
Redaktion: DC5JQ
In Aegypten geht es zurzeit drunter und drueber. Auch der
Amateurfunkdienst ist involviert und es wird weltweit
kontrovers diskutiert, wie damit umzugehen ist. Michael
Riedel, DG2KAR, hat fuer uns die Situation aus seiner Sicht
zusammengefasst.
IARU UND DARC HALTEN AMATEURFUNK AUS AEGYPTEN FUER ILLEGAL
(mr) Unter Berufung auf eine Mitteilung der IARU hat der DARC
durch seinen Notfunkmitarbeiter DJ9OZ im aktuellen Deutschland-
Rundspruch vom 3. Februar sinngemaess verkuendet, dass
Funkaktivitaeten aus Anlass der juengsten Ereignisse in
Aegypten - die Regierung des Landes hat bekanntlich das
Internet und das Mobilfunknetz als Reaktion auf
Demonstrationen von Buergern abgeschaltet - von den
Amateurfunkgesetzen nicht gedeckt seien. So soll die IARU
erklaert haben, dass es hier um politische Aufrufe oder
journalistische und kommerzielle Informationen zu gehen
scheine. Dies sei nicht abgedeckt, denn Notfunk ueber den
Amateurfunk beschraenke sich auf die Rettung von Menschenleben
oder von Verletzten, wenn dies nur durch den Amateurfunk
moeglich sei.
Nach eigenen Erfahrungen der AGZ mit dem DARC hat dieser
historisch- und strukturbedingt ein Verstaendnis eigener Art
zum Menschenrecht auf Meinungs- und Pressefreiheit. Wir haben
deswegen die wichtigsten Ereignisse im Zusammenhang mit den
Demonstrationen in Aegypten und dem Amateurfunkdienst auf
Grundlage von Meldungen der Nachrichtenagentur AL JAZEERA und
Aktivisten der Gruppierungen TELECOMIX und ANONYMOUS
zusammengetragen. Nachdem am 26. Januar 2011 die
Demonstrationen begonnen haben und zwei Tage spaeter im Land
das Internet und die Mobilfunknetze stillgelegt wurden,
empfingen zeitgleich Ham-Radio-Aktivisten von ANONYMOUS auf 40
und auf 20 Meter einige sehr schwache und bruchstueckhafte CW-
Signale. Gerufen wurde nach Hilfe in Richtung Deutschland und
USA und es wurde gemeldet, dass das Internet nicht arbeite,
Polizeifahrzeuge brennen, Flughaefen geschlossen seien und
dass Chaos herrsche. Innerhalb kuerzester Zeit errichteten die
Aktivisten ein weltweites Dial-up-Telefonnetzwerk und zudem
Informationssysteme ueber Internet Relay Chat (IRC). Sie
veroeffentlichten einen Leitfaden mit den Titel "20 Wege zur
Umgehung der Internetblockade durch die aegyptische
Regierung".
Bis heute ueberwachen die Ham-Radio-Aktivisten das 40- und 20-
Meterband und stellen ueber das Internet-Relay-Chat (IRC) eine
Plattform mit Tipps und Hinweisen bereit. In diesem sollen aus
verstaendlichen Gruenden keine Frequenzen und Rufzeichen
aegyptischer Funkstellen genannt werden. Es stehen Aktivisten
u.a. mit amerikanischen Rufzeichen bereit, an die Nachrichten
auf besagten Frequenzen gerichtet werden koennen. Aktivisten
von ANONYMOUS werden nach eigenen Angaben durch Aktionen und
Online-Demonstrationen stets dann aktiv, wenn das
Menschenrecht auf Meinungs-, Presse- und Informationsfreiheit
irgendwo auf dieser Welt in Gefahr geraet. Der Slogan der
Freiheitsaktivisten ist einfach und konsequent: "Anonymous ist
eine Legion. Wir vergessen nicht. Wir vergeben nicht. Wir sind
Anonymous." Die Aktivisten haben sich in Deutschland durch
ihre Demonstrationen gegen Scientology einen Namen gemacht und
erhalten dabei auch Unterstuetzung durch einzelne
Landesregierungen. Auch deswegen ueberrascht das Statement des
DARC nicht sonderlich.
Das Voelkerrecht und die Menschenrechtskonvention erlauben es
jedem Funkanwender unter den geschilderten Umstaenden und
Begebenheiten, in einem Staat Funkbetrieb durchzufuehren.
Laesst man den an sich nicht bestehenden Grundsatz der
politischen Neutralitaet des Amateurfunkdienstes gelten, so
folgt daraus, dass alle kommerziellen und politischen Elemente
einer solchen Situation ausser Betracht zu bleiben haben.
Bereits die Kontaktaufnahme und das Gehoer verschaffen
versteht sich als Hilfeleistung zugunsten eines meist
unbekannten Menschen, der sich in einer Lage befindet, in der
er sich unter normalen Umstaenden nicht befinden wuerde.
Welchem politischen oder gesellschaftlichen Lager er
angehoert, spielt dabei keine Rolle und kann ueber diese
Betrachtung deswegen auch nicht durch einfaches Recht verboten
sein.
EINHEITLICHE EUROPAEISCHE FREQUENZPOLITIK GEFORDERT
(rps) Heise online entnehmen wir diese Woche einen
interessanten Beitrag, der auch fuer den Amateurfunkdienst
langfristig direkte und indirekte Folgen haben wird; man denke
etwa an eine eventuelle unakzeptable Einschraenkung des freien
Warenverkehrs durch die Tatsache, dass es nicht nur bei
unserem Funkdienst grob unterschiedliche Rechtsnormen in den
Mitgliedsstaaten der Europaeischen Union gibt, was die
Regulierung der elektromagnetischen Umweltvertraeglichkeit
anbelangt. Die hat naemlich direkte Auswirkungen auf die
Verwendbarkeit von im Handel erhaeltlichen Sendern, Antennen
und Endstufen. Diese Regulierung geht momentan von voelliger
Freiheit bzw. Eigenverantwortung im Sueden und Norden Europas
bis hin zu einer neuerdings notwendigen zusaetzlichen
Genehmigung in Flandern. Demnaechst hierzu mehr, nun aber zum
Beitrag von Heise Online. Wir zitieren auszugsweise.
"Der Wirtschaftsausschuss des Europaeischen Parlaments hat
sich in einer Anhoerung am letzten Dienstag mit der
kuenftigen Vergabe und der Planung von Frequenzen befasst.
Darin forderten mehrere Experten eine moderne
Frequenzpolitik und mehr Frequenzen fuer neue Dienste frei
zu machen. Die Ergebnisse der Anhoerung sollen in die
Arbeit des Parlaments an einer einheitlichen
Frequenzpolitik fuer Europa einfliessen. Dafuer hatte die
Europaeische Kommission im vergangenen September den
Entwurf eines ersten Fuenfjahresprogramms zur
Frequenzpolitik vorgelegt. Europaeischer Rat und Parlament
sollen dieses Programm, das unter anderem die Raeumung des
800-Megahertz-Bandes fuer digitale Breitbandangebote
enthaelt, jetzt beschliessen.
Mehrere der zur Anhoerung geladenen Experten bemaengelten,
dass es in den 27 Mitgliedslaendern keine einheitliche
Frequenzpolitik und keine paneuropaeischen Lizenzen gibt.
Ein einheitlicher Binnenmarkt sei ohne eine solche
Harmonisierung nicht zu realisieren, meinte etwa Denis
Lescop, Director of Research Programmes an der Telecom
Ecole de Management."
Den vollstaendigen Beitrag, in dem es im Wesentlichen um die
Schaffung europaweiter Mobil- und Breitbandinternetdienste
aber auch um die Etablierung eines einheitlichen
Genehmigungsraums in der gesamten EU geht, koennen Sie bei
Heise Online in deren Internetangebot lesen. Die Forderung
nach einer gesamteuropaeischen Regulierung des
Amateurfunkdienstes und nach einer Europalizenz liegt hier
ziemlich nahe.
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Experten-fordern-
einheitliche-EU-Frequenzpolitik-1182068.html
AMATEURFUNK UEBER EINE MITTELWELLEN-RUNDFUNKANTENNE
(rps) gibt es demnaechst in der Schweiz. Die Radioamateure des
Kantons Waadt haben die Bewilligung erhalten, im Februar die
Antennen des Ende 2010 abgeschalteten Mittelwellensenders
Sottens benutzen zu duerfen. Swisscom Broadcast hat den
Funkamateuren erlaubt, voruebergehend die Antennen des
stillgelegten Mittelwellensenders fuer den Amateurfunk zu
benutzen. Geplant sind hauptsaechlich Verbindungen im 160- und
80-Meterband sowie auf 135 kHz Langwelle. Der Hauptmast des
Senders ist 188 Meter hoch und der Reservemast misst noch
respektable 125 Meter. Mehr Infos und auch Bilder finden Sie
im Internet unter www.hb9mm.com/sottens.
Quelle: USKA
IMMER LEERER
(rps) wird also die Mittelwelle - und damit gibt es auch immer
weniger moegliches Stoerpotenzial fuer eine Zuweisung an den
Amateurfunkdienst bei 500 kHz. Der Trend setzt sich nun weiter
fort. Es ist kaum zu glauben aber wahr: Eine der in Europa
wohl bekanntesten und etabliertesten Mittelwellensender wird
Ende Maerz fuer immer abgeschaltet: 648 kHz des BBC World
Service am Standort Orfordness in England. Diese Sendungen
haben eine lange Tradition: Bereits seit dem Zweiten Weltkrieg
sendete der britische Auslandsdienst hier - und frueher am
Standort Crowborough - fuer das westliche Europa, speziell
fuer Deutschland und Frankreich. Mit einer Fuenfmast-
Richtantenne ausgestattet waren die 500 Kilowatt der Anlage in
Nordrhein-Westfalen seit jeher in Ortssenderqualitaet zu
hoeren. Nicht nur der mobile Empfang des journalistisch
anspruchsvollen BBC World Service im Autoradio ist damit
passe. Ob eine diskutierte Uebernahme der Frequenz durch einen
privaten Anbieter zustande kommt, und ob der die nicht gerade
geringen Kosten dieser Sendeanlage tragen kann, ist mehr als
fraglich.
Wer mehr wissen will, kann bei einer Vielzahl von Medien
Details erfahren, zum Beispiel bei den "Radio News" vom
Rundfunk Berlin-Brandenburg, kurz RBB. Auch der naechste
Kandidat steht schon fest: Der Suedwestrundfunk SWR wird Ende
2011 alle seine Mittelwellensender in Rheinland-Pfalz und in
Baden-Wuerttemberg abschalten.
http://www.radioeins.de/programm/sendungen/medienmagazin/radio
_news/radionews_2011_01_29.html
FUER IHREN TERMINKALENDER: MITGLIEDERVERSAMMLUNG
(rps) der AGZ e.V. ist dieses Jahr am Samstag, den 26. Maerz.
Sie beginnt wie immer um 17 Uhr Ortszeit diesmal in der
Gaststaette Doerenkamp, Hensgesweider Weg 65, in 41069
Moenchengladbach. Unsere Mitglieder bekommen kurzfristig die
Tagesordnung und den Anfahrtplan persoenlich zugeschickt.
Vy 73,
Ralph, DC5JQ
Das war die heutige Folge von HamRadio 2day, die Sie in Packet-
Radio unter der Rubrik
AGZ
sowie auf unserer Internet-Website
www.agz-ev.de
nachlesen und auch in Digital Audio im MP3- und AAC-Format
hoeren koennen. Machen Sie's gut. Bis zur naechsten Ausgabe.
--
Quelle: Arbeitsgemeinschaft Zukunft Amateurfunkdienst e.V.
* Mit freundlicher Genehmigung der AGZ ins Packet-Radio uebernommen *
73 de Hans!
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